Die schlechten alten Zeiten – Erinnerungen.


Vor paar Tagen habe ich mir den TV-Film „Nacht ueber Berlin“ im ARD angesehen – gut dass das heute via Internet moeglich ist – sogar in der Pampa von Nordwest Arkansas.

Es handelte von anfang der 30iger Jahre, als die Nazis die Macht in Deutschland uebernahmen, also eine Zeit in der ich gerade mal geboren wurde. Damals musste sich die juengere Schwester meiner Mutter (Hanni) mit ihrem Mann nach Chicago absetzen, da er juedischer Arzt in Breslau gewesen war.
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Im Herbst 1942 hatte mich meine Tante Marie Theres (aeltere Schwester meines Vaters) von Schlesien mit rauf nach Tilsit (Ostpreussen) genommen, wo ich auch paar Monate zur Schule gegangen bin. Es war gerade die Zeit als man von der alten deutschen Schrift (Sueterlin) zur normalen lateinischen Schrift ueberwechselte. Also durfte ich nochmal neue Buchstaben erlernen.
Hier paar Bilder mit mir von Tilsit:
Mit meinem Onkel am Schlossteich. Er war Betriebsleiter in der dortigen Hefefabrik. Gegen ende des Krieges wurde er nach Hamburg versetzt.

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und mit meiner Tante. Ueberhaupt sind fast alle Bilder an dieem Schlossteich gemacht worden.
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Ich muss also damals 8 Jahre alt gewesen sein. Hier mit deren kleinen Dackel, den sie Seppel nannten.
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Hier beim „Kaseln“ (schlesischer Ausdruck) als der Teich zugefroren war.Image

Das war so ende November anfang Dezember 1942 hier nochmal mit meiner Tante. Man beachte ihre Huete. Also es gab auch Mode trotz der Kriegszeiten.
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Hier noch ein Bild mit mir und Seppel am Fenster in der Wohnung.
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Die Vermieterin Frau Kucharski (kann mich sogar an ihren Namen erinnern) wohnte in der unteren Wohnung und ich durfte nicht zu sehr rumtoben also Krach machen.

Tilsit liegt an dem Fluss Memel. Wenn man damals ueber die Luisenbruecke gegangen ist, war man in Litauen. Wir haben es einmal gemacht, obwohl es nicht gern gesehen wurde, nur damit ich sagen konnte, dass ich in Litauene gewesen bin. 🙂

Ehe es zu der eigentlichen Weihnachtsfeier mit Onkel und Tante mit dem Zug zurueck nach Schlesien ging, wobei der Zug durch Polen fuhr und man nicht aussteigen durfte, hatten wir eine kleine vorweihnachtliche Feier in Tilsit, wo mein Onkel als Nikolaus verkleidet mich mit Geschenken ueberraschte, wobei ich ein Weihnachtsgedicht aufsagen musste.

Die Zeiten wurden laufend schlechter, aber das ist ein anderes Thema. Jedoch hat man das auch als Kind mit Angstgefuehlen mitbekommen.

 

Über khecke

I was born in Lower Silesia and moved to Hamburg after the war. In 1957 I moved to America and lived the longest time in and around Chicago. January 1994 I retired and moved to Northwest Arkansas. I'm married to Ruth since November 1959 and very happy with her. Plenty of hobbies and never bored.
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8 Antworten zu Die schlechten alten Zeiten – Erinnerungen.

  1. einfachtilda schreibt:

    Das sind tolle Bilder, müßte auch mal wieder in Erinnerungsfotos kramen, ist gar nichts mehr geordnet. Du weißt aber noch sehr viel von früher.
    Wirklich schicker Hut.

    LG Mathilda 😉

  2. Elke schreibt:

    Lieber Karl Heinz,
    ich habe diesen Film auch gesehen. Derzeit boomt dieses Thema im deutschen Fernsehn, habe ich den Eindruck. Ich fand den Film gut gemacht, habe aber schon mehrere dieser Art gesehen. Was für mich – die ich diese Zeit nicht erlebt habe – noch viel eindrücklicher war, das war die anschließende Dokumentation im TV über die ersten 100 Tage der Machtergreifung Hitlers. Irgendwie kann ich ja bis heute nicht wirklich begreifen, wie das alles möglich war. Aber damals kam wohl so vieles zusammen, vom verlorenen Weltkrieg und den wirtschaftlichen Zuständen, über die desaströse Weimarer Republik bis hin zu diesem bösartigen „Clown“, den erst niemand ernst nahm und der dann soviel Unheil angerichtet hat. Was ich jetzt besser verstehe, das ist, warum die Menschen heutzutage hellhörig werden, wenn es um Notstandsgesetze und Ähnliches geht. Ich habe eigentlich auch immer etwas leichtfertig gesagt, was soll mir schon passieren, wenn ich nichts zu verbergen habe. Inzwischen seh ich das anders. In einer solchen Diktatur braucht nur einem der Oberen deine Nase nicht zu gefallen und schon bist du dran. Deshalb werde ich auch immer vorsichtiger, was meine Daten im Internet angeht. Wer weiß denn, ob Spuren, die man bei Google, Facebook oder Amazon hinterlässt, nicht auch mal dem Verkehrten dienen.
    LG – Elke

  3. Lemmie schreibt:

    Lieber Karl-Heinz!
    Es sind viele schlimmer Erinnerungen für Dich, jedoch sicher auch einige sehr schöne.
    Ich lese oder höre sehr gerne Erzählungen von Zeitzeugen. Danke für die Bilder und den Bericht dazu.
    Lieben Gruß
    Lemmie

  4. ute42 schreibt:

    Das sind schöne Bilder von dir und nette Erinnerungen, auch wenn damals schlechte Zeiten waren. Das war das Jahr, in dem ich geboren wurde. Ich erinnere mich daran, dass meine Mutter erzählte, sie hätte kurz nach meiner Geburt mit mir wegen eines Fliegerangriffs in den Keller gehen müssen.

  5. emhaeu schreibt:

    Lieber Karl-Heinz, von Tilsit bis Tschammendorf mit dem Zug – da müsst Ihr ja ewig lange gebraucht haben, man konnte doch nicht über Warschau fahren, oder?

  6. minibares schreibt:

    Gute Erinnerungen hängen an den Fotos.
    Klar, dass du mitbekommen hast, was da so los war. Wäre erstaunlich, wenn nicht. denke ich.
    Wenn schon ein deine Tante mit ihrem Mann auswandern musste.

  7. Irmgard Mailänder schreibt:

    Lieber Karl-Heinz,

    auch hier will ich noch kommentieren, denn auch dieses Thema beschäftigt mich, obwohl ich ja diese Zeiten nicht mehr erlebt habe. Aber meine Eltern mussten diese Zeiten auch noch erleben. Mein Vater wurde sogar noch mit 16 kurz vor Kriegsende als „Kanonenfutter“ eingezogen, hat zum Glück überlebt, wenn auch einige Zeit in Gefangenschaft. Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie besonders detaillierte und düstere Schilderungen dieser Zeit gar nicht lesen oder ansehen kann, weil dann zu viel hochkommt. SchwieVa hat in Stuttgart als Kind den Bombenhagel erlebt, seine Mutter und er wurden ausgebombt, so dass sie bei anderen Leuten unterkommen mussten. Es war eine schwere Zeit damals, und ich bin froh, dass ich sie nicht miterleben musste. Oft ist uns nicht bewusst, WIE schön wir es überhaupt haben in der heutigen Zeit. Trotzdem wird bei uns oft gejammert über den kleinsten Pups. Ich erwische mich ja selber immer wieder dabei.
    Meine Mutter war so zufrieden mit ihrem Leben, ein so einfacher und mit Einfachem zufriedener Mensch, wohl eben WEIL sie so viel Schweres erlebt hatte. Das halte ich mir oft vor Augen, wenn ich über die einfachsten Dinge jammere oder mich ärgere.

    Dir und Deiner Frau wünsche ich noch mal alles Liebe, auch auch viele Grüße über den Teich,
    Irmgard

  8. Träumerle Kerstin schreibt:

    Das sind wieder schöne Erinnerungen, und Fotos gibt es auch dazu. Zum Glück bin ich im Frieden geboren und aufgewachsen. Auch wenn man die Erinnerungen bewahren muss, diese schlimmen Kriege sich niemals wiederholen dürfen, ich mag solche Filme im Fernsehen nicht. Liegt aber sicher daran, dass ich damit keine Erinnerungen verbinde. Und es gibt zuviel davon, man wird übersättigt.
    LIebe Grüße von Kerstin.

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